Recovery – die Wiedererlangung psychischer Gesundheit

Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst

«Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man «geheilt», oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht werden tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können. Recovery ist eine Art zu leben.»

Patricia Deegan

Im Recovery-Prozess geht es primär um ein befriedigendes, aktives und hoffnungsvolles Leben. Dies gilt auch und gerade mit den Einschränkungen durch die Erkrankung. Und es geht für Betroffene um die Entwicklung einer neuen oder veränderten Deutung ihres Andersseins und eines neuen oder angepassten Sinns im Leben. Die veränderte Sinngebung hilft über die katastrophalen Auswirkungen einer psychiatrischen Erkrankung hinauszuwachsen. Hinauswachsen. Es geht um einen tiefgreifenden Wandlungs- und Wachstumsprozess, um eine Metamorphose.

Betroffene „auf dem Weg“ erkennen zunehmend, dass sie aus dem engen Kokon ihrer Erkrankung ausbrechen können. Sie beginnen zu ahnen, dass sie ihrem Wesen nach womöglich das Potenzial zum Schmetterling haben. Doch der erste Schritt ist die radikale Akzeptanz dessen, was gerade ist, im Hier und Jetzt, so schwer das auch ist.

Es scheint paradox. Erst die Akzeptanz dessen, was wir im Moment nicht ändern können, gibt uns die Kraft, die Begrenzungen unserer Erkrankung zu überwinden. Wenn wir akzeptieren, wer und was wir sind, wenn wir achtsam wahrnehmen, was ist, – ohne zu vergleichen und zu urteilen – beginnen wir zu ahnen, dass in dieser scheinbar so dunklen Welt letztlich doch die Sonne scheint.

Literatur:

  • Recovery from Mental Illness von Anthony, William A.
  • Recovery ‐ Das Ende der Unheilbarkeit von Amering M, Schmolke M
  • Das Leben annehmen: So hilft die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) von Matthias Wengenroth
  • Wer vor dem Schmerz flieht, wird von ihm eingeholt: Unterstützung in schwierigen Zeiten. ACT in der Praxis von Russ Harris und Bernhard Kleinschmidt

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