Recovery-Prozess – die persönliche Sinnfindung
Die Entwicklung einer persönlichen Bedeutung ist ein zentrales Element des Recovery-Prozesses. Was bedeutet die Krankheit? Was will sie mir sagen? Was ist der Sinn?
Für Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, ist die Integration dieser existenziellen Erfahrung in ihre Gesamtidentität – die Vorstellung von sich als Gesamtpersönlichkeit – von zentraler Wichtigkeit. Dies erfordert in vielen Fällen eine radikal akzeptierende Haltung. Ich bin nicht die Erkrankung, aber sie gehört zu mir. Ich nehme sie an.
Die Entwicklung beginnt zumeist mit der Frage nach dem Sinn. Welchen Sinn hat das, was geschehen ist, was gerade ist und was noch geschieht? Jeder Mensch ist hier aufgefordert, seine eigene Erklärung zu entwickeln. Deutungen oder Bedeutungen können nicht von außen kommen.
Für viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung gibt es auf dem Weg der Genesung keine schnelle, keine Zauberlösung. Die Realität ist häufig, dass der Gesundungsprozess aus vielen kleinen Schritten besteht. Eine persönliche Deutung und eine Vorstellung von Sinn kann helfen, den oftmals mühsamen Weg zu gehen und durchzustehen.
Das Ziel des Recovery-Prozesses ist es nicht, „normal“ zu werden im Sinne der allgemeingültigen Vorstellungen. Es ist vielmehr das Ziel, unsere menschliche Bestimmung anzunehmen und zu dem zu werden was wir in unserem Wesen sind.
Literatur
- 100Wege, um Recovery zu unterstützen – Ein Leitfaden für psychiatrische Fachpersonen
Rethink Mental Illness-Serie Recovery von Mike Slade
