Geduld in der gefühlten Ewigkeit der Erkrankung

Vom Lohn des beharrlichen Ertragens

Den Dingen die Entwicklung lassen

Man muss den Dingen die eigene Stille, ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann; alles ist Austragen und dann gebären.

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und in den Stürmen des Frühlings steht ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könne. Er kommt doch. Aber er kommt nur zu denen, die geduldig sind, als ob die Ewigkeit vor Ihnen läge, so sorglos still und weit.

Man muss Geduld haben gegen das Ungelöste im Herzen und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Es handelt darum alles zu leben. Wenn man die Frage lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke

Vielen Betroffenen fällt es aufgrund des Leidensdrucks ungeheuer schwer, sich in Geduld zu üben und auf eine Besserung zu hoffen.

Das Zeitempfinden ist verzerrt, die Krise erscheint als eine Ewigkeit.  Vielfach schwingt die Angst mit, dass auf den emotionalen Winter kein Sommer mehr folgt.

Der Baum, der fest verwurzelt geduldig wartet, kann uns eine Botschaft vermitteln. Geduld haben mit dem Ungelösten.

Die Depressionssymptome scheinen in einer fremden Sprache zu uns zu sprechen.
Alles – auch das Leidvolle – will zunächst wahrgenommen, angenommen und erduldet werden. Ohne sich zu verurteilen und ohne Widerstand, der die belastende Situation nur stabilisiert.

Und irgendwann – vielleicht schon bald und kaum merklich – erstrahlt die Sonne des Sommers und verwandelt Fragen zu Antworten.

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