Recovery – die Wiedererlangung psychischer Gesundheit

Das Recovery-Konzept– Aufgaben auf dem Weg persönlicher Gesundung

Aufgaben auf dem Weg der psychischen Gesundung im Rahmen des Recovery-Konzepts:

Aufgabe 1: Entwicklung einer positiven Identität

Die erste Aufgabe besteht darin, eine positive Identität jenseits der psychischen Erkrankung zu entwickeln. Identitätsmerkmale, die für eine Person von entscheidender Bedeutung sind, können für eine andere unwesentlich sein.  Letztlich kann nur der betroffene Mensch selbst wissen und entscheiden, was für ihn persönlich eine positive Identität darstellt.

Aufgabe 2: Einordnung der psychischen Erkrankung

Die zweite Aufgabe besteht darin, eine für die Person zufriedenstellende Einordnung der persönlichen Erfahrung vorzunehmen, die von Fachleuten als psychische Erkrankung bezeichnet wird. Dies beinhaltet, die Erfahrung zunächst verstehbar zu machen, um sie dann loslassen zu können. Wichtig ist, die psychische Erfahrung als Teil der Person, aber nicht als den Menschen in seiner Ganzheit zu verstehen. Eine Einordnung kann anhand medizinischer Modelle vorgenommen werden oder auch individuell im Rahmen einer spirituellen, kulturellen oder existentiellen Krise erfolgen.

Aufgabe 3: Selbstmanagement der psychischen Erkrankung

Die Einordnung der psychischen Erkrankung als Erfahrung schafft einen Rahmen, in dem eine Herausforderung des Lebens darin besteht, der Fähigkeit zum Selbstmanagement zu entwickeln. Es geht um den Übergang von der klinischen Betreuung hin zur Wahrnehmung der persönlichen Verantwortung durch ein entsprechendes Selbstmanagement. Dies bedeutet, für das eigene Wohlergehen selbst verantwortlich zu sein, einschließlich der Suche nach Hilfe und Unterstützung von außen, falls erforderlich.

Aufgabe 4: Entwicklung positiver sozialer Rollen

Zuletzt geht es um den Erwerb früherer bzw. veränderter oder auch neuer positiver sozialer Rollen. Dazu gehören oft soziale Rollen, die nichts mit der psychischen Erkrankung zu tun haben. Positive soziale Rollen bilden ein Stützgerüst für die sich entwickelnde  Identität eines Menschen in Recovery. Eine Zusammenarbeit mit Betroffenen in ihrem sozialen Umfeld ist dabei von entscheidender Bedeutung, vor allem in Krisenzeiten, wenn die normalerweise von Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen erfahrene Unterstützung stark beansprucht sein kann.

Literatur

  • 100Wege um Recovery zu unterstützen – Ein Leitfaden für psychiatrische Fachpersonen von Michael Schulz, Christoph Abderhalden, Michael Löhr, Gianfranco Zuaboni, Rethink Mental Illness von Mike Slade
  • 100 ways to support recovery von Mike Slade
  • Amering M, Schmolke M (2007) Recovery ‐ Das Ende der Unheilbarkeit.   Bonn, Psychiatrie‐Verlag

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